Gedanken sichtbar machen, ich muss sie schreiben, um sie zu lesen; kann ich sonst glauben, wie viele es sind - alle tummeln sich in meinem Kopf; laut schreiend oder stumm, verschwiegen, anklagend oder beschwichtigend, alles schön redend. Ich hoffe, dass sie Ruhe geben - besser gesagt, ich hoffe nichts, denn alles, was ich bisher erhofft hatte, blieb ein blauer Dunst am Himmel; nichts ist davon wahr geworden. So, ich hoffe nicht mehr, ich habe meine Hoffnungen allesamt aufgegeben und fühle mich seitdem erleichtert. Leicht genug, um endlich anzunehmen, was zu mir kommen mag, so wie es ist, ohne diesen krampfhaften Willen, immer alles verändern zu wollen, darauf hoffend, dass sich alles im Leben perfektionieren lässt.
Ich habe die Hoffnungen, die ich hegte weggeworfen, wie man nutzlosen Krempel loswird und ich bereue es nicht. Je mehr ich hoffte, umso hoffnungsloser wurde alles, das ich anders haben wollte; die Hoffnungen zogen mich hinunter in ihr dunkles Reich, dort, wo sie mit- und gegeneinander wetteifern, welche von ihnen am stärksten ist. Sie wollen nur eins: Mich an der Nase herumführen, mich in eine Illusion locken, mich mit aller Kraft daran hindern, dass ich das, was gegenwärtig ist, was sich nicht leugnen lässt, wahrhaben kann. Es ist an der Zeit diese Hindernisse, also meine Hoffnungen aus dem Weg zu räumen, sie von meinem Weg zu fegen, Ordnung und Sauberkeit herzustellen, damit mein Blick klarer wird. Hoffnung verstärkt die innere Ablehnung dessen, was abwesend ist.
Die Hoffnung nährt den inneren Widerstand. Erst wenn man bereit ist, die Hoffnung aufzugeben, ist man in der Lage sich mit einem Mangel zu arrangieren. Die Hoffnung aufzugeben heißt, den inneren Widerstand zu entkräften. Jedes Mal, wenn man hofft, wird der Mangel bewusst vor Augen geführt. Jeden Tag auf die Veränderung einer Situation, eines Mangels zu hoffen, bedeutet jeden Tag frustriert zu sein, weil man so den Blick automatisch auf den Mangel richtet. So verstärkt Hoffnung den Mangel immer mehr. |
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Februar 2017
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Das Schreiben: ein Spiel mit Worten und Sätzen
Das Schreiben ist das Werkzeug der Fantasie. Fantasie und Vorstellungskraft sorgen für mehr Lebendigkeit im Leben - durch das Schreiben bleiben sie unvergesslich. -Ida Urheberrecht: Alle Texte von Ida Moor sind lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz. |