Hart wie Stahl müsste man sein, um die Schläge ins Gesicht, welche vom Leben ausgeteilt werden, nicht zu spüren.
Emotionen, trocken wie der Wüstensand müsste man haben, um nicht zu wissen, wie sich Tränen anfühlen, wenn sie das Gesicht benetzen. Ich brauche nur ein leeres Blatt um zu schreiben, schon sprudeln die Worte hervor, wie ungehorsame Kinder; jedes Wort will das Erste sein, um das leere Blatt in Beschlag zu nehmen, bis es irgendwann mit schwarzen Buchstaben gefüllt ist.
Die leere Seite lächelt mich an mit unsichtbaren Augen, als würde sie mich fragen: Na, was wirst du heute schreiben, was gibst du mir zu essen; gib mir bitte ein paar Buchstaben und Worte, damit ich mich satt essen kann. Das tägliche Schreiben ist ein Bedürfnis geworden, auch wenn an manchen Tagen die Worte in mir stecken bleiben, obschon sie nach draußen drängen wollen. Wenn ich nach innen blicke, sehe ich unendlich viele Worte, die riesige Türme bilden; in jedem Turm versteckt sich eine Geschichte oder ein Text, den ich zu Papier bringen muss. Die Worte sind da, es kommt jetzt nur darauf an, die richtige Reihenfolge zu finden, den Sinn der Buchstabentürme zu entschlüsseln und endlich mit dem Schreiben zu beginnen. Ich habe keine Lieblingsschauspielerin, auch keinen Lieblingsschauspieler; meine Schwärmerei für Menschen, die ich im realen Leben nicht kenne, hält sich in Grenzen. Schauspieler sind Menschen, die sich für die Rollen, die sie spielen, verstellen, sich anders geben, als sie im wahren Leben höchstwahrscheinlich sind. Sie spielen verschiedene Charaktere; wenn sie das gut machen, dann haben sie Talent zum Schauspielern. Doch die Rollen, denen sie mit ihren Fähigkeiten gerecht werden müssen, sagen nichts über ihren wahren Charakter aus. Sie führen die Zuschauer an der Nase herum; man kann sich noch so viele Filme, in denen sie mitwirken, ansehen, trotzdem wird man ihr wahres Wesen niemals kennenlernen.
Ich blicke auf einen langen Weg zurück, auf jenen, hinter meinem Rücken; es ist immer dann, wenn mich eine ungerufene Erinnerung überfällt, wie an einem bestimmten Tag, der vor vielen Jahren bedeutungsvoll war, wie damals, vor vielen langen Jahren, einen Tag vor meiner Hochzeit. Ich begegne mir selbst in diesen Erinnerungsbildern und staune; als wäre diese junge Frau gar nicht ich selbst gewesen - man kann die Zeit nicht zurückdrehen, damit ich wieder so bin, wie damals. Diese Person ist mir fremd geworden; mein eigenes Leben hat sie mir entfremdet, die Wurzel ausgerissen und mich auf eine lange Reise geschickt und alles geschah so unbemerkbar, es war wie ein Taumeln im Traum.
Ich bin und bleibe eine Gedankenschreiberin, obschon ich es auch mal mit kurzen Geschichten versucht hatte; nur kostete es immer mehr Anstrengung mir eine Geschichte einfallen zu lassen, als einfach so, absichtslos drauflos zuschreiben. Sich auf eine Geschichte festzulegen und dabei auszuharren, ist nicht so mein Ding; ich merke selbst, wie leicht mir das Schreiben fällt, wenn ich nicht den festen Vorsatz habe, über etwas Bestimmtes zu schreiben.
Nicht jeder Tag eignet sich dazu etwas Sinnvolles zu schreiben, trotz unzähliger Gedanken, die mir durch den Kopf rasen. Dabei ist das Schreiben für mich ein Aufputschmittel, eine Sucht, der ich nachgeben muss, um die innere Ruhe wiederherzustellen, die durch meine stündlichen Gedankengänge beeinträchtigt, um nicht zu sagen, zerschmettert wird. Es ist ein ständiger Drang in mir, mich auszudrücken, die Worte zu finden oder besser gesagt, mich als Kanal für die Worte bereitzustellen, um diese in mir nicht aufstauen zu lassen.
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Februar 2017
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Das Schreiben: ein Spiel mit Worten und Sätzen
Das Schreiben ist das Werkzeug der Fantasie. Fantasie und Vorstellungskraft sorgen für mehr Lebendigkeit im Leben - durch das Schreiben bleiben sie unvergesslich. -Ida Urheberrecht: Alle Texte von Ida Moor sind lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz. |